Zugegeben, als wir das erste mal zu einer Ausstellung waren, waren wir der Meinung: Naja kann man machen, muss es aber nicht tun. Einige der Leonberger - Besitzer schienen uns von übergroßen Ehrgeiz gepackt und wir sahen bei der ein oder anderen Dame sogar Tränen der Enttäuschung über den nicht gegebenen 1. Platz. Einige Berichte in der DCLH - Beilage, bei denen manche nicht einmal den Neid gegenüber anderen, mit ihren Hunden vor Ihnen platzierten verbergen konnten, trugen zur eher abstoßenden Wirkung bei.
Inzwischen hat sich unsere Auffassung etwas geändert. Und vielleicht hat sich in den 12 Jahren, in denen wir zu Ausstellungen fahren auch etwas an den Ausstellern geändert. Wir sehen mehr Spaß und mehr Freude. Wenn man den übergroßen Ehrgeiz ausblenden kann, selbst im Ring noch den vor seinem eigenen Hund platzierten bewundern kann, dann macht das Zusammensein mit anderen Leofreunden, der Erfahrungsaustausch mit anderen Züchtern und das Betrachten der vorgestellten Leos jede Menge Spaß. Klar ist der ein oder andere, der sich mehr ausgemalt hat, auch enttäuscht, dass der Richter oder die Richterin seinen Leo nicht so sieht wie er es tut. Wenn man mehrfach zu solchen Ausstellungen fährt, weiß man, dass Richter/innen auch nur Menschen sind. Der eine mag es fast militärisch exakt, der andere läßt sich von im Übermaß vorhandenen Fell von den mangelnden Körperproportionen ablenken, für die eine ist die Rutenhaltung das Maß aller Dinge und die andere achtet auf jedes halbe Kilo, das Leo zuviel hat.
Heute ein sg (während 12 andere der Klasse ein V bekommen haben) und genau eine woche später vom gleichen Richter unter 21 Leonbergern in der gleichen Erwachsenenklasse ein V 1 - wir haben es erlebt. Und man wird dann gelassener.
Jedenfalls fahren wir inzwischen gern zu den Spezialzuchtausstellungen des DCLH. Die finden immer im Freien statt (Ausnahme die Winterausstellung in Biebesheim). Die großen VDH Ausstellungen sind aus unserer Sicht in vielerlei Hinsicht sehr unterschiedlich zu bewerten. Von dreckigen, überlauten Hallen mit winzigsten Vorführringen und ekligen Hunde- und Menschentoiletten, absolut beengten Platzverhältnissen bis zu angenehmer Atmosphäre haben wir hier schon einiges erlebt. Und einige dieser Internationalen und Nationalen Rassehundeausstellungen stehen für uns für immer und ewig auf einem Index der zu meidenden Orte.
Trotz aller Vorbehalte erhält man auf Ausstellungen aber jede Menge Hinweise für die eigene Zucht. Wie sehen die nachkommen eines Rüden aus, den man sich selbst für seine Hündin ausgesucht hat? Wie sieht der ein oder andere rüde aus? Und letztlich wie werden die eigenen Hunde und deren nachkommen von den Richtern gesehen?
Das und die Kenntnis hunderter Ahnentafeln, Vererbungsgänge, vererbbare Krankheiten und, und und - das macht das Züchten aus. Züchten ist nicht vermehren. Züchten ist Verantwortung, sich selbst gegenüber, den Hunden gegenüber, den Welpenkäufern gegenüber, die einen gesunden, wesensfesten Hund wollen. Und es gibt für einen Züchter auf einer Ausstellung keines schönere Freude als die zusammen mit dem Besitzer über den Sieg oder die gute Platzierung eines Hundes aus der eigenen Nachzucht.
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